6. Lernen und Anpassung
Was ist Lernen (6.2)
Der entscheidene Punkt beim "Lernen" ist die Funktionsveränderung der neuronalen Strukturen.
Menschliches Verhalten (6.3)
Die kybernetische Sicht des menschlichen Verhaltens, kann als doppelt-hierarchisch aufgefasst werden.
Einerseits gibt es eine bewusste "Top-Down" Richtung, also ein bewusst kontrollierte Motorik und andererseits eine automatische "Bottom-Up" Richtung, also Reflexe, Gewohnheiten und Triebreaktionen, welche unwillkürlich ablaufen.
Die Formatio reticularis ist ein netzartiges Gebiet im Hirnstamm. Die kortikalen Aktivitäten müssen mit dem ganzen System zeitlich koordiniert werden. Dazu gehen von der Netzsubstanz des Thalamus Verbindungen in alle Teile des Cortex, die „Aufsteigendes Reticuläres Aktivierendes System“ (abgekürzt ARAS) genannt werden.
Kybernetik ist nach ihrem Begründer Norbert Wiener die Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Maschinen, lebenden Organismen und sozialen Organisationen.
Erbkoordinationen (6.4)
Das Kindchenschema wurde erstmals von Konrad Lorenz beschrieben und ist ein Beispiel für einen angeborenen auslösenden Mechanismus (AAM).
Bei der Ritualisierung kommt es zu einer Zweckentfremdung von Erbkoordinationen. Als Beispiel kann man das Füttern von Jungtieren sehen. Das ursprüngliche Füttern hat sich zu Schnäbeln bzw. Küssen entwickelt.
Aktivierung und Lernen (6.5)
Die Erregungszunahme des Zentralnervensystems (ZNS) hat sich vermutlich früh als Indikator für die Bedeutsamkeit von Ereignissen gebildet.
Das "Brain-Trigger-Design" von Guttmann & Bauer stellt das Lernmaterial immer in Phasen erhöhter neuronaler Aktivierung bereit und damit waren 25% verbesserte Lernleistungen nachweisbar.
Das Aktivierungssystem sorgt dafür, dass bei einer Umweltänderung oder einer Änderung im Organismus eine Erregungszunahme im ZNS stattfindet.
Aktivierungssystem (6.6)
Ob Informationen gespeichert werden und in welchem Umfang hängt hauptsächlich vom Aktivierungsabfall ab.
Guttmann konnte den Effekt des "Trainingsweltmeisters" herausfinden. Der Leistungsabfall zwischen Training und Wettkampf kommt demnach durch übermäßige Aktivierung zustande.
Das Aktivierungssystem ist nur ein grober Regulationsmechanismus, welcher bei komplexeren Lebensformen durch ein differenzierteres Bewertungssystem, dem limbischen System, ergänzt, wurde.
Bewertungssystem (6.7)
Die Ausbildung des differenzierteren Limbischen Bewertungssystems fand in der Phylogenese (stammesgeschichtliche Entwicklung) von komplexeren Lebensformen statt.
Das limbische System vergleicht den Ist-Zustand des Organismus mit dem Soll-Zustand und entscheidet je nachdem ob der Zustand aufrecht erhalten werden soll oder geändert werden muss.
Aktivierungspegel (6.8)
Die Abbildung zeigt, dass sich bei bedeutsamen Ereignissen der Aktivierungspegel erhöht und, nachdem die Situation geklärt ist, wieder sinkt.
Der sinkende Aktivierungspegel ist ein Indikator, dass die vorausgehenden Ereignisse wichtig waren und damit gespeichert werden.
Da sowohl ein zu hoher als auch zu niedriger Aktivierungspegel negative Auswirkungen auf die Speicherleistung hat, ist das optimale Niveau im Bereich "Interesse" zu finden.
Was lernen wir daraus? Keine Angst vor der Prüfung, weil dann bist du hyperaktiviert und nicht langweilig finden, weil dann bist du hypoaktiviert. Das Thema einfach interessant finden und dein neuronales Lernnetz ist 25% effektiver!
Yerkes-Dodson-Gesetz (6.9)
Das Yerkes-Dodson-Gesetz besagt, dass ein mittleres Aktivierungsniveau optimal ist.
Um optimale Lernleistungen zu erzielen, sollten daher schwierige Aufgaben bei niedriger Aktivierung und leichte Aufgaben bei hoher Aktivierung durchgeführt werden.
Man soll sich also weder im Bereich der Hypoaktivierung (Unter-Aktivierung) noch im Bereich der Hyperaktivierung (Über-Aktivierung) befinden.
Aktivierungsbezogenes Speichersystem (6.10)
Das aktivierungsbezogene Speichern könnte das biologische Grundprinzip des Lernens darstellen.
Aryeh Routtenberg kam auf das Prinzip aufgrund neurologischer Befunde. Dabei kommt es durch positive Erlebnisse zu einer Aktivierung der Belohnungszentren im Limbischen System.
Durch diese Aktivierung wird einerseits eine Hemmung von unspezifischer Erregung (störender Erregung) ausgelöst, also auch eine Verstärkung von lernspezifischen Neuronenverbindungen.
Gedächtnisprüfung (6.11)
Beim Experiment nach Malcolm Brenner sitzen 11 Probandenpaare zusammen, wobei einer ein Wort vorliest und der andere zuhört. Die Aufgabe der Probanden liegt darin, sich alle Wörter zu merken.
Die Werte beim Reproduzieren sind mit 30% natürlich um einiges geringer als beim Wiedererkennen.
Beim Wiedererkennen ist es jedoch so, dass die selbst vorgelesenen Wörter mit etwa 85%-95% deutlich besser gemerkt werden, also die anderen Wörter, mit etwa 75%.
Dieser Effekt könnte dadurch erklärt werden, dass durch das Vorlesen das Aktivierungsniveau steigt und danach wieder abfällt - und das ist der Indikator um das eigene Wort besser zu speichern.
Next-in-line-Effekt: Ein weiterer interessanter Effekt ist, dass die Wörter kurz vor dem Vorlesen deutlich schlechter gemerkt wurden.
Speicherstrukturen im Gehirn (6.12)
Die Neuronendoktrin besagt, dass das Gehirn nicht aus einem einzigen zusammenhängenden Netzwerk besteht, sondern aus einzelnen Neuronen, welche über Schnittstellen miteinander verbunden sind. Diese Sichtweise wurde von Ramón y Cajal vertreten, der eine Färbetechnik für die Sichtbarmachung von Neuronen von Golgi nutzte.
Der italienischen Mediziner Camillo Golgi (1843 — 1926) und der spanischen Anatom Santiago Ramón y Cajal (1852 — 1934) erhielten 1906 gemeinsam den Nobelpreis für Medizin – „in Anerkennung ihrer Arbeiten über die Struktur des Nervensystems“.
Und beide waren erbitterte Feinde, da sie die Erkenntnisse über Neuronen unterschiedlich interpretierten ;)
Funktionen der Gehirnregionen (6.13)
Die wesentlichen Funktionen der Gehirnregionen wurden von Birbaumer & Schmidt beschrieben.
Hirnstamm: Der Hirnstamm ist auch der Ursprung der 12 Hirnnerven (im Buch wird von 10 gesprochen). Der Hirnstamm ist relativ starr und autonom und für die vegetativen Funktionen zuständig.
Limbisches System: Das limbische System ist stark mit den anderen Teilen des Gehirns vernetzt und zuständig für die Entstehung von Gefühlen, daher auch "Emotionales Gehirn".
Modell des globalen Arbeitsspeichers (6.14)
Das Modell des globalen Arbeitsspeichers ist ein Modell der Gehirnfunktionen. Der globale Arbeitsspeicher ist dabei ein Verbindungsnetzwerk, welches die anderen Komponenten steuert.
Das Modell ist natürlich nur schematisch gemeint und die einzelnen Komponenten sind keinen bestimmten Regionen im Gehirn zugeordnet.
Gehirnhemisphären (6.15)
Bei den Gehirnhemispähren (Gehirnhälften), lässt sich auch eine gewisse Präferenz für Funktionen finden.
Die dominante Gehirnhälfte, bei den meisten Menschen links, ist für eher logische Funktionen zuständig (Sprache, Logik, Mathematik, Schlussfolgern).
Die nicht-dominante Hälfte, bei den meisten Menschen rechts, ist für Vorstellungsleistungen, Musik, Kunst, Kreativität, usw. zuständig.
Die Verbindung der beiden Hirnhälften erfolgt über das Corpus callosum, auch Balken genannt. Dieser Balken dient dem Informationsaustausch und Koordination zwischen den beiden Hemisphären.
Bei einer Durchtrennung des Balken, kommt es zu einem sogenannten "Split-Brain". Für die Forschungen über Split-Brain-Patienten wurde Roger Sperry 1981 zur Hälfte mit dem Nobelpreis für Physiologie/Medizin ausgezeichnet. Er konnte die unterschiedlichen Funktionen der beiden Gehirnhemisphären erkennen und nachweisen.
Neuronale Netzwerkmodelle (6.16)
Im Buch werden dem Gehirn etwa 25 Milliarden Neuronen (Nervenzellen) zugeschrieben. Soweit ich das aus anderen Veröffentlichungen kenne, geht man heute aber eher davon aus, dass das Gehirn aus knapp 100 Milliarden Neuronen besteht.
Würde mir also eher mal die knapp 100 Milliarden Nervenzellen merken und die 25 Milliarden als historische Information ablegen.
Es gibt auch Nervenzellen, welche bis zu 100.000 Kontakte aufnehmen, also auch deutlich mehr als die erwähnten 10.000.
Nervenzelle - Neuron (6.17)
Eine Nervenzelle besteht aus dem Zellkörper und dem darin befindlichen Zellkern. Die Eingangsimpulse kommen über die sogenannten Dendriten und die Ausgangsinformation wird über das Axon geschickt. Das Axon hat am Ende Synapsen, welche die Verbindungen (über chemische Botenstoffe) zu den Dendriten anderer Nervenzellen herstellt.
Während die Informationsübertragung von Synapsen auf Dendriten (meist) auf chemischem Weg erfolgt, ist die Informationsweiterleitung im Axon elektrisch.
Der Begriff "Neuron" kommt übrigens von Wilhelm von Waldeyer-Hartz, einem deutschen Anatom. Bereits 1881 vermutete er die Nervenzelle als Grundeinheit des Nervensystems und benutzte den Begriff "Neuron". 1888 prägte er auch den Begriff "Chromosom" für die Beschreibung der Strukturen im Zellkern.
Langzeitpotenzierung (6.18)
Die Hebbsche Lernregel, 1949 formuliert, besagt, je häufiger ein Neuron mit einem anderen aktiv ist umso bevorzugter reagieren die beiden Neuronen aufeinander.
Damit gilt Donald O. Hebb als Entdecker des Modells der synaptischen Plastizität, welche die neurophysiologische Grundlage von Lernen und Gedächtnis darstellt.
Die Langzeit-Potenzierung (LTP) ist eine dauerhafte Zunahme synaptischer Kopplung als Folge erhöhter Erregung. Die Funktionsweise der LTP wurde erst nach der Hebbschen Lernregel entdeckt und erklärt wie eine solche Stärkung der Neuronenverbindungen funktioniert.
Bevor die einzelnen Lernformen kommen, hier mal ein kompletter Überblick. Der Überblick ist sehr hilfreich, um die nachfolgenden Themen besser einordnen zu können.
Insgesamt werden 7 Lernformen behandelt, wobei man Prägung als Ausnahme sehen sollte, da nicht ganz klar ist, ob Prägung auch beim Menschen auftritt.
Habituation (6.20)
Orientierungsreaktion: Das ist eine Aktivierungssteigerung als Reaktion auf neue oder unerwartete Reize.
Die Bezeichnung "Habituation" führte William Thorpe (1944) in einem Fachaufsatz ein.
Thorpe definierte Habituation als „eine Aktivität des Zentralnervensystems, die dazu führt, dass angeborene Antworten auf schwache Stör- und Warnreize abnehmen, wenn der Reiz über längere Zeitspannen andauert, jedoch keine unvorteilhaften Auswirkungen hat“.
Prägung (6.21)
Ob Prägung auch beim Menschen auftritt ist derzeit umstritten. Prägung kann man als irreversibles Lernen beschreiben.
Klassische Konditionierung (6.22)
Das "S" beim "Lernen vom Typ S" steht für stimulus.
Iwan Pawlow kam bei der Untersuchung der Verdauungsprozesse von Hunden eher zufällig auf das klassische Konditionieren. Den Nobelpreis 1904 gab es auch für seine Arbeit zu den Verdauungsdrüsen und nicht für das klassische Konditionieren.
1. Nach einem unconditioned stimulus (US) kommt es zu einer unconditioned response (UR). Also wenn Hunde ihr Futter sehen (US), bekommen sie Speicherfluss (UR).
2. Jetzt kommt noch ein zusätzlicher conditioned stimulus dazu (CS). Also immer wenn das Futter kommt (UC), dann klingelt auch noch eine Glocke (CS).
3. Nach einiger Zeit kommt es zum Auslösen der unconditioned response, ohne den ursprünglichen stimulus. Diese Reaktion bezeichnet man auch als conditioned response (CR). Also die Hunde bekommen Speichelfluss nur durch das Klingen der Glocke.
Phasen der klassischen Konditionierung (6.23)
Während des Erwerbs der Konditionierung wird der conditioned stimulus (CS) gemeinsam mit dem unconditioned stimulus(US) eingesetzt. Nachdem die Konditionierung erfolgt ist und nur noch der conditioned stimulus (CS) verwendet wird, kommt es zu einem langsamen Abbau der Konditionierung, also einer Löschung der Konditionierung.
Dennoch kann es nach einer Pause zu einer Spontanremission, also einer "Wiederkehr der Konditionierung" durch den conditioned stimulus kommen.
Robert Rescorla untersuchte 1968 den Zusammenhang zwischen unconditioned stimulus (US) und conditioned stimulus (CS). Eine Konditionierung kann nur dann stattfinden, wenn der CS den US verlässichlich vorhersagt. Je höher das Ausmaß der Wahrscheinlichkeit, dass nach dem CS auch der US kommt, desto stärker das Ausmaß der Konditionierung.
Wichtige Aspekte der klassischen Konditionierung (6.24)
Wichtige Aspekte für die klassische Konditionierung sind hier kurz zusammengefasst:
- Kopplungszahl/Zeitdifferenz: meistens reichen 10-50 Kopplungen aus. Das heisst, wenn US und CS etwa 10-50 mal gemeinsam dargeboten werden, dann ist bereits eine deutliche Reaktion sichtbar.
Außerdem ist die Zeitdifferenz zwischen CS und US wichtig.
- Kontingenz: Besagt einfach, dass das zeitliche Nacheinander von CS und US wichtig ist.
- Reizintensität: Ein CS ist wirksamer, wenn die Intensität oder Auffälligkeit höher ist. Eine Sirene ist wirksamer als ein leises Klingeln.
- Informativität: Gibt es bereits einen CS und es kommt ein weiterer hinzu, so hat dieser keine Auswirkung.
- Generalisation: Ein CS der einen CR auslöst, überträgt sich auch auf ähnliche andere Reize.
- Konditionierung höherer Ordnung: Für einen bereits gelernten CS kann ein weiterer als Vorhersage für diesen gewählt werden. Also CS2 > CS1 > CR.
Martin Seligman, ein US-amerikanischer Psychologe, fand eine Prädisposition von Reizen als Angstauslöser. Das heißt, nicht alle Reize sind gleichermaßer konditionierbar. Bestimmte Reize, z.B. Anblick von Spinnen, Schlangen, Tiefe, ..., sind weit stärker als andere.
Instrumentelle Konditionierung (6.25)
Instrumentelle Konditionierung wird auch als Operante Konditionierung bezeichnet.
Das Gesetz des Effektes besagt, dass sich der ausgelöste Effekt mit der Situation verbindet. Also wenn der Effekt (Reaktion) positiv war und eine ähnliche Situation auftritt, dann wird wieder dieser Effekt ausgelöst. War der Effekt negativ und eine ähnliche Situation tritt auf, dann wird nicht mehr dieser Effekt folgen.
Hier nochmal zur besseren Unterscheidung:
Klassisches Konditionieren: Ein (unconditioned) stimulus wird mit einem (conditioned) stimulus verbunden. Also für einen Reiz wird ein anderer Reiz konditioniert. Also S > S.
Instrumentelles Konditionieren: Ein Reiz wird mit einer Reaktion verbunden. Also S > R.
Vier-Felder-Schema nach Skinner (6.26)
Nachdem hier fast sicher ein Beispiel kommt, sieh dir das genau an.
Überlege dir den Unterschied zwischen den 4 Varianten und speziell den Unterschied zwischen Bestrafung Typ I und Bestrafung Typ II.
Bestrafung Typ I (positive Bestrafung): Hier gibt es auf ein Verhalten eine negative Konsequenz und diese tritt auch ein. Typisch sind hier gesetzliche Strafen. Wenn du zu schnell fährst, dann gibt es eine Strafe.
Das heißt die Konsequenz (Strafe) ist negativ und diese Konsequenz tritt auch sicher ein. Damit lernt man (meistens) langsamer zu Fahren - also eine Verhaltensblockierung des zu schnell Fahrens.
Bestrafung Type II (negative Bestrafung): Hier gibt es zwar eine positive Konsequenz, aber die Konsequenz bleibt aus.
Wenn eine Ratte durch einen Druck auf einen Hebel kein Futter mehr bekommt, dann löscht sie diese Verhalten langsam und wird nicht mehr drücken. Die positive Konsequenz war das Futter zu bekommen, aber diese Konsequenz blieb aus.
Noch ein paar Beispiele für jeden Bereich. Hier geht es eher darum sich das Konzept zu merken und weniger darum tolle Beispiele zu haben:
(1) Wenn ich "Danke" sage, bekomme ich EIN Lächeln. Positive Verstärkung.
(2) Wenn ich nichts sage, passiert gleich zweimal nichts. Also sage ich weiterhin nichts. Negative Verstärkung.
(3) Wenn ich jemand beschimpfe, bekomme ich drei Watschen (Ohrfeigen). Das führt hoffentlich zu einer Verhaltensblockierung.
(4) Wenn ich jemand 4 Euro schenke, bekomme ich nichts zurück. Damit wir mein Schenken in Zukunft gelöscht.
Referenz: Buch Seite 188 |
Online PDF Seite 105
Jetzt beziehen wir instrumentelle Konditionierung speziell auf Lernen und sehen uns an, welche Aspekte für das Lernen wichtig sind.
Generell wird dann instrumentell gelernt, wenn öfter eine bestimmte Situation wahrgenommen wird und diese Situation zu gewissen Reaktionen oder Konsequenzen führt. Dabei kann es entweder zur Verstärkung oder zur Bestrafung kommen.
Aspekte des Instrumentellen Lernens:
- Situationskontrolle/Reizkontrolle: Bestimmte Situationen oder Reize wirken als "Verstärkung" oder als "Hemmung". Bei manchen Menschen ist man motiviert eher mehr und offen zu sprechen, bei anderen das genaue Gegenteil.
- Kontingenz: Je regelmäßiger und öfter eine bestimmte Konsequenz auf eine bestimmtes Verhalten erfolgt, desto schneller erfolgt das Lernen.
- Generalisation/Diskrimination: Bestimmte Situationen oder Reize funktionieren nur unter bestimmten Bedingungen. Eine Aufmunterung funktioniert zum Beispiel meistens nur, wenn sie nicht sarkastisch ist.
- Shaping: Erwünschtes Verhalten wird verstärkt und unerwünschtes Verhalten ignoriert.
- Primäre und sekundäre Verstärker: Konsequenzen werden erst durch Kopplung mit anderen Konsequenzen negativ oder positiv. Ein primärer Verstärker ist zum Beispiel Essen oder Sex (direkt positiv), während ein sekundärer Verstärker erst erlernt wird, zum Beispiel Geld oder gute Noten.
Sinnvolles Bestrafen (6.28)
Belohnung ist generell ein effektiverer Weg zum Lernen. Trotzdem müssen wir uns hier auch mal sinnvolles Bestrafen ansehen. Die Punkte sind selbsterklärend.
Biofeedback (6.29)
Beim Biofeedback werden physiologische Reaktionen, welche man normalerweise nicht wahrnimmt, entsprechend optisch und/oder akustisch aufbereitet. Damit werden diese Reaktionen auch dem Bewusstsein zugänglich.
Schwarz führte ein Experiment mit männlichen Versuchspersonen durch, um zu Testen wie Herzrate und Blutdruck mit Biofeedback beeinflusst werden können. Das Experiment zeigte, dass eine Senkung von Herzrate und Blutdruck gut funktionierte, während eine Steigerung weniger gut funktionierte.
Motorisches Lernen (6.30)
Beim motorischen Lernen haben wir 4 Phasen (Beispiel Autofahren):
- Geistige Vorbereitung: Anleitung wie man etwas machen muss. (Kupplung loslassen, Gas geben)
- Verkettungsphase: Verketten der motorischen Bewegungen (linken Fuß heben, rechten Fuß drücken)
- Automatisierungsphase: Handlungen werden schneller und laufen ohne bewusste Kontrolle ab (Autofahren funktioniert unbewusst)
- Schematisierungsphase: Anwendung des Verhaltens in anderen Bereichen. (Traktor, Lastwagen fahren ;)
Linienexperiment von Towbridge & Cason, 1932 (6.31)
Personen mussten mit verbundenen Augen eine 3 Zoll lange Linie zeichnen und bekamen unterschiedliches Feedback.
Die Personen mit quantitativem Feedback (also der genauen Abweichung) erzielten dabei das beste Ergebnis. An diesem Experiment ist mal nichts unerwartet.
Kognitives Lernen (6.32)
Die Komplexitätsreduktion erleichtert die Denkprozesse, da der Informationsinput vorher bereits gefiltert und kategorisiert wird.
Kognitives Lernen besteht also darin, dass die Erfahrungswelt entsprechend gefiltert und kategorisiert wird, um vereinfachte mentale Repräsentationen für die Weiterverarbeitung und Speicherung zu haben.
Speicherung Langzeitgedächtnis (6.33)
Heute werden oft auch neuronale Netze als Erklärungsansatz für die Kategorisierung und Begriffsbildung angesehen.
Imitationslernen, Bandura, 1965 (6.34)
Imitationslernen ist das Lernen am Modell.
Imitationslernen Experiment von Bandura (6.35)
Kinder, welche als Jugendliche misshandelt wurden, tendieren auch als Erwachsene zu aggressiven Verhaltensweisen. Auch wenn das jugendliche, aggressive Verhalten bestraft wurde, ist dies nur eine kurzfristige Hemmung. Langfristig ist der Lerneffekt weiterhin vorhanden und führt zu aggressivem Verhalten im Erwachsenenalter. (Mazur, 2004)
Studie mit Kindergartenkindern von Strassberg, 1994 (6.36)
In der Studie von Strassberg wurden Daten von 273 Kindergartenkindern erhoben. Zu Beginn wurde erhoben, ob und wie stark die Kinder bestraft wurden.
Ein halbes Jahr später wurden die aggressiven Handlungen der Kinder im Kindergarten aufgezeichnet. Es zeigt sich, dass Kinder die geschlagen wurden viermal mehr aggressive Handlungen ausführten.
Verhaltensweise der Nachahmung (6.37)
Der Überblick zeigt, durch welche Bedingungen das Nachahmen von Verhaltensweisen besonders gefördert wird.
Das Lernen am Modell wird auch in der Verhaltenstherapie eingesetzt.
Kommentare
Wieland |
Jun 2019Hey! Vielen lieben Dank für die Zusammenfassung! Ich bin leider heute erst drauf gestoßen...
Leider funktioniert "Gesamte PDF Teil 2" anzeigen nicht - der Link ist zum Teil 1.
Sonst aber großen Dank! Dann wird mal weiter gelernt...
Antworten Russi |
Jun 2019Hallo Wieland,
danke für den Hinweis. Der Link ist jetzt korrigiert und der zweite Teil kann auch als PDF geladen werden.
Antworten ich |
Jun 2019Ersteinmal vielen Dank! Ich verwende deine Zusammenfassung als Ergänzung zum selbständigen Zusammenfassen und das erleichtert mir vieeel!
Ich glaube, einen minimalen Fehler ausgemacht zu haben: "Nachdem die Konditionierung erfolgt ist und nur noch der unconditioned stimulus verwendet wird, kommt es zu einem langsamen Abbau der Konditionierung, also einer Löschung der Konditionierung." Ich glaube da ist der conditioned stimulus (CS) gemeint.
Liebe Grüße!
AntwortenRussi |
Jun 2019Hallo,
da hast du natürlich vollkommen recht!
Danke für die Rückmeldung, ist bereits korrigiert.
Antworten Russi |
Jul 2019Jetzt gibt's auch noch Kapitel 7.
Antwortenich |
Jul 2019Herzlichsten Dank! :)
Am liebsten Kapitel 8
Liebe Grüße
Antworten ich |
Jul 2019Ich sehne mich sehr nach den restlichen Kapiteln, wann kommen die denn frühestens? :)
AntwortenRussi |
Jul 2019Es fehlen noch Kapitel 8 und 12. Welches magst du zuerst?
AntwortenJulie |
Jul 2019Danke für die ganze mühe!! Kapitel 8 wäre noch toll, da blicke ich noch nicht so ganz durch..
AntwortenRussi |
Jul 2019Mache bis morgen noch Kapitel 8 weiter und stelle dann alles online (zumindest so weit ich gekommen bin). Dann ist mal etwas Urlaub angesagt ;)
Antworten Wieland |
Jul 2019Hallo! Lieben Dank für die ganze Arbeit! Was für eine Erleichterung...
Nun, wahrscheinlich ist diese Frage kaum zu beantworten, doch vielleicht hast du ja Erfahrung aus den Jahren zuvor - gibt es grundsätzlich eine Tendenz welche Kapitel eher in der Aufnahmeprüfung vorkommen? Bzw. lassen sich einzelne Teile (etwa Einleitung) eventuell etwas nach hinten schieben? Da es sowieso neue Lektüre ist, ist es wohl kaum zu beantworten...aber vielleicht gibts ja doch ein paar Tipps. :)
...und unabhängig davon, gibt es eventuell Erfahrung mit einem der angebotenen Vorbereitungskurse - sind Diese zu empfehlen?
Lieben Dank!
Antworten Russi |
Jul 2019Kapitel 8 ist jetzt auch online. Damit sind alle lernrelevanten Kapiteln als Folien verfügbar. Viel Spaß beim Lernen. Rückmeldungen sind natürlich immer erwünscht und ich werde hier auch noch Texte zu einigen Folien hinzufügen.
Antworten Wieland |
Jul 2019Hallo, (ich habe schon des öfteren mal geschrieben :))
In Kapitel 8 - Rahmung/Framing 8.16 ist ein Fehler -
..."Strategie B: zu 33% sterben 600"... muss es "zu 33% überleben alle 600"
Sonst perfekt - benutze deine Zusammenfassung die ganze Zeit im Hintergrund! :)
LG,
Wieland
AntwortenRussi |
Jul 2019Sehe ich mir an und werde ich dann bei der nächsten Revision korrigieren. Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Antworten sandra |
Aug 2019Danke für die Zusammenfassung. Ich bin auch über deine Einleitung froh :)
Ich dachte schon ich bin die Einzige, die das neue Buch etwas chaotisch und schlechter zu lernen findet.
Habe das beim Tag der offenen Tür kurz am Infostand Psych angesprochen und wurde direkt abgewürgt.
Habe deine Arbeit leider erst jetzt entdeckt.
Antworten Franziska |
Aug 2019Ich glaube, das Kapitel 7.6 (Gedächtnisregeln) gehört nicht mehr zum Lernstoff, oder?
Sonst sehr hilfreiche Zusammenfassung!
AntwortenRussi |
Aug 2019Hallo Franziska,
das stimmt, Kapitel 7.6 ist nicht mehr Teil des Lernstoffes. Da es hier jedoch um Lernen geht und ein paar gute Punkte für das Lernen selbst enthalten sind, ist das Kapitel hier trotzdem dabei.
Speziell PQ4R kann ganz hilfreich sein um diesen Stoff zu bewältigen ;)
Antworten Conny |
Aug 2019Deine Zusammenfassung ist großartig und eine wirklich hilfreiche Unterstützung beim Lernen, danke dass du sie veröffentlicht hast! Zu Kapitel 7 hätte bezüglich der Vergessenskurve eine Frage. Aus dem Experiment von Pirolli und Anderson ergibt sich eine negative Hochzahl, im Text ist allerdings von einem Exponent zwischen 0 und 1 die Rede. Kommt das durch das Vertauschen von x und y Achse zu Stande oder ist das ein Druckfehler?
Nochmals Danke und liebe Grüße aus Graz
Conny
AntwortenRussi |
Aug 2019Hallo Conny,
das freut mich ;)
Nein. Erstens werden nicht x- und y-Achse vertauscht, sondern die y-Achse wird nur "verkehrt" aufgetragen. Also die Werte werden nach oben hin kleiner und nicht wie üblich größer.
Ein T^-0.24 ist aber das gleiche wie 1/T^0.24. Also der Exponent ist schon positiv aber man wollte (warum auch immer) keine Division darstellen, sondern eine Multiplikation. Und das geht indem man den Exponenten negativ macht. Alles klar?
AntwortenConny |
Aug 2019Danke, jetzt bin ich aber wirklich beeindruckt 😀👍
Antworten User48322F72 |
Jun 2020Hi, könntest du vielleicht erklären, wie man die Werte vom Graphen zum Experiment von Rescorla (1968) abliest.. Ich verstehe das Ergbenis (Prinzip Kontingenz), aber nicht die wie man das graphisch erkennen kann. Danke dir! :)
Antworten Leo |
Aug 2020Gibt es einen Teil mit dem 10ten und 12ten Kapitel?
AntwortenRussi |
Aug 2020Schau dir mal "Zusammenfassung Buch Teil 3" an.
Antworten